Freude in Christus – ein Wochenende aus Kinderaugen

„Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit“ – hell erschallt eine Kinderstimme durchs nächtliche Gelände des Schullandheimes.

Zu sehen ist fast nichts. Nur zwei kerzenbeleuchtete Lampen bewegen sich langsam über den See. Zwei Boote mit großen und kleinen Mitfahrern schaukeln fast still auf dem Wasser. Außer dem hellen Vollmond ist nur dieses kleine Licht zu erkennen. Es „…durchbricht die Nacht und erhellt die Zeit.“ Der Sänger lässt sich nicht beirren, seine Emotionen in dieses Lied zu packen. Wo könnten Großstadtkinder besser eine Vollmondnacht erleben, als in der ländlichen Gegend nördlich von Leipzig.

Gemeinsam ein Wochenende zu erleben, eine kleine Auszeit aus dem Alltag zu genießen, Zeit und Ruhe für den Nächsten und sich selbst zu haben, das ist das Besondere jeder Wochenendfreizeit der Leipziger Geschwister. Diesmal wirkte es noch gemütlicher, sind doch die Freizeitler miteinander und den Gegebenheiten wohlvertraut und in der Stammbesetzung der vergangenen Jahre angereist. Sie wissen, was sie haben und auch der Nachwuchs weiß das zu schätzen. Hier sind die Eltern „anders“, wird’s nie langweilig, können die Tiere stundenlang beobachtet werden, kann getestet werden, wie weit man diesmal schwimmen kann, da wird gebaut, gematscht, da werden Federn gesammelt, Stockbrotteig gemengt, Tischtennis, Frisbee, Feder- und Fußball gespielt. Wenn das Glöckchen klingelt kommen sie aus allen Ecken angerannt, mal kurz den Magen füllen, ein „Darf ich wieder los?“ und schon sind die Großen wieder unter sich. Sie tun sich etwas schwer, sich der „Freude in Christus“ von der theoretischen Seite zu nähern. Hier leben die Kinder Freude vor und machen sich keine Gedanken, wo diese herkommt. Nachbarskinder werden ganz selbstverständlich einbezogen und Augenblicke später sitzen sie zusammen in einem Boot oder wechseln sich an der Wasserpumpe ab. Gemeinsam wird dann auch bejubelt, wenn das Wasser endlich überläuft und man Dämme bauen kann. Sie leben den Großen vor, wie Gemeinschaft geht. Einfach, unkompliziert, praktisch. Beim Beobachten liegt der Gedanke an Jesu Aussage „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“ so praktisch vor der Nase, dass einen das Gefühl beschleicht, Gottes Gedanken erraten zu können: „Na, Ihr Theoretiker? Wie deutlich soll ich denn noch werden?“

Zum Gottesdienst am Sonntag war der Gemeinschaftsraum hergerichtet, die Gesangbücher durch Kinderliederbücher ersetzt, die Nachbarn eingeladen worden. Der Evangelist hielt den Gottesdienst. Die Jüngste, die letztes Jahr noch auf dem Schoß des Papas saß, hatte diesmal einen Stuhl allein, bei den anderen Kindern in der ersten Reihe. Nicht lange, nachdem sie etwas von den Adlerflügeln gehört hatte, fand sie den Adler in ihrem Stickerheft und klebte ihn auf ein schönes Landbild, hoch oben in den Himmel.

Einige Tränen nach dem Gottesdienst: „Dass ihr es hier so schön habt, konnte ich mir nicht vorstellen.“

Ein geschmettertes „Gut, dass wir einander haben“ abends spät, beim Schlafengehen. Ausdruck von Freude, die ihren Weg sucht. Bei jedem anders.

S.K.