Wandeln unter den Augen deutscher Gerichtsbarkeit

Über 50 Leipziger Geschwister nahmen sich am Sonntag, dem 26. Februar 2017 nachmittags Zeit, um die Geschichte ihrer Stadt und deutsche Geschichte zu erleben. Unter fachkundiger Führung öffneten sich die Türen in eine Welt, welche den meisten Teilnehmern unbekannt war: den Sitz des Bundesverwaltungsgerichts im ehemaligen Reichsgerichtsgebäude.

Errichtet wurde das imposante Gebäude zwischen 1888 und 1895. Der Bau erinnert an die italienische Spätrenaissance und den französischen Barock. Mit der Skulptur „Die Wahrheit“ ist die Kuppel weithin sichtbar und prägt die Silhouette der Stadt. Alle Themen eines Gerichts finden sich in den vielen Plastiken, Skulpturen und Wandmalereien im Inneren des Gebäudes wieder, selbst Streithähne sind bildlich dargestellt, welche sich nicht über eine Fliege einigen wollen. Wie hoch wohl in diesem Fall die Prozesskosten wären?

Der große Sitzungssaal beeindruckt besonders durch die Bleiglasfenster mit den Wappen aller Städte, die damals Sitz eines Oberlandesgerichtes waren. Durch den opulenten Schmuck und die  goldenen Verzierungen, vergisst man einen Moment, dass hier von 1895-1945 auch Todesurteile gesprochen wurden. Aber der Anspruch, nur der Wahrheit verpflichtet zu sein, wird in fast jeder Ecke des Reichsgerichts deutlich. So stellte es sich auch anfangs gegen die Wünsche des NS-Regimes.

 Der Gerichtspräsident residierte prunkvoll in einem Drittel des Gebäudes, dessen Inneneinrichtung kalten Kriegswintern und Bombenschäden zum Opfer fiel. Danach wurde es restauriert und für museale Zwecke genutzt.

Nach der Wiedervereinigung erfolgten von 1998-2001 aufwändige Sanierungsarbeiten und im September 2002 der Einzug des Bundesverwaltungsgerichts.

Mit vielen Informationen gespickt, ging es durch Sitzungssäle, kunstvoll geschnitzte Türen, und eiserne Tore, die an Plauener Spitze erinnern sollten. Die Nischen der damaligen Wachposten wurden ausprobiert, genauso wie die  hochmodernen Sicherheitstüren. Es grüßten die Gerichtspräsidenten von den Wandgemälden und die weise Eule aus unzähligen Stuckelementen. Dieser Schmuck wurde im Gebäude auch öfter benutzt, um an die 10 Gebote Gottes zu erinnern, welche er Mose gab.

Auch über die heutige Arbeit des Bundesverwaltungsgerichts gab es Einiges zu erfahren. So werden hier auch Verwaltungsfragen entschieden, welche z.B. den Berliner Flughafen oder KiTa-Plätze für unsere Kleinsten betreffen.

Nach einem sehr kurzweiligen Rundgang bereute niemand der Anwesenden, diesen Nachmittag im Geschwisterkreis verbracht zu haben.