Gebäude

Die Zentralkirche Leipzig-Mitte ist mit insgesamt rund 1.200 Sitzplätzen (einschließlich Nebenräume) die größte innerhalb der Gebietskirche Sachsen/Thüringen. Deshalb werden hier neben gemeindlichen und bezirklichen auch zahlreiche zentrale Veranstaltungen durchgeführt.

Nach nur 15-monatiger Bauzeit wurde die Kirche am 9. Juni 1912 durch Stammapostel Niehaus geweiht. Die architektonische Gestaltung stand ganz im Zeichen der Gründerzeit, beeinflusst vom Jugendstil. Der Kirchensaal war ein architektonisches Kleinod. Seine markante Ausprägung erhielt er durch eine damals sehr moderne freispannende Bogendecke, die von Stahl-Dreigelenk-Rahmen getragen wurde. 

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche schwer beschädigt. Im Zuge des Wiederaufbaus nach Plänen des Leipziger Architekten Gustav Wadewitz erfolgte mit dem Einbau der beiden Seitenemporen und einer allgemeinen "Glättung" der Innenarchitektur eine deutliche Neugestaltung. 

Ende der 80er Jahre gab es Überlegungen zu einem tiefgreifenden Umbau. Es mangelte an Nebenräumen,  Garderoben und Toiletten, das Dach war schadhaft, die gesamte technische Ausstattung war erneuerungsbedürftig. Mit der anspruchsvollen Aufgabe, die traditionsreiche und architektonisch wertvolle Kirche umfassend zu rekonstruieren, wurde der Leipziger Architekt Rüdiger Sudau betraut. Dieser bemühte sich, den vorhandenen Baukörper in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und zugleich das Umfeld mit einzubeziehen. Die Arbeiten unter seiner Leitung begannen Anfang September 1992 und dauerten bis Mitte 1994.

Vor das Gebäude wurde eine gläserne Eingangshalle gesetzt; die Mauer zum benachbarten Park abgebrochen. Das Entfernen der Bogendecke im Kirchensaal ließ die stählerne Dachkonstruktion aus dem Jahre 1912 sichtbar werden, die dem Raum zur Besonderheit verhilft. Die von der Firma Jehmlich, Dresden, erbaute neue Orgel mit 35 Registern und 2.422 Pfeifen erhielt ihren Platz hinter dem Altar. Die Neugestaltung der Chorempore ließ den Blick vom Kirchensaal aus frei werden auf das nach dem Krieg erneuerte Bleiglasfenster im Treppenhaus mit Darstellung des Weinstocks als Symbol Christi. Ein ehemaliger Garderobenraum wurde zum Mutter-Kind-Raum umgestaltet und durch ein Sichtfenster optisch mit dem Kirchensaal verbunden. Im Erdgeschoss entstanden der kleine Saal mit 310 Plätzen, die Sakristei und eine Behindertentoilette. In den ehemals wenig genutzten Keller wurden Garderoben, Toiletten, Unterrichts- und Technikräume eingebaut. An den Keller wurde auf der Parkseite ein geräumiges Foyer angebaut, dessen Decke als Terrasse dient. Die technische Ausstattung wie Beleuchtung, Bild- und Tonübertragungsanlagen, Heizung, Be- und Entlüftung erfolgte auf hohem Standard, um insbesondere den vielfältigen Anforderungen bei zentralen Veranstaltungen zu genügen.

Mit dem Umbau ist es dem Architekten gelungen, Alt und Neu harmonisch zu verbinden. Die historische Gebäudesilhouette konnte erhalten werden. Durch den gläsernen Anbau sowie die Klarglasausführung der Fenster und Türen in allen Ebenen erfolgte eine "Öffnung" des Gebäudes zum angrenzenden Park, die dem Kircheninneren einen völlig neuen Raumeindruck verleiht.