Gemeinde

Bernhard Wiesel

Erste Aktivitäten in Leipzig

1894  verzog eine neuapostolische Familie von Berlin nach Leipzig. Diese streute das erste Saatgut der Apostellehre in Leipzig aus. Das sind die Anfänge der Gemeinde Leipzig. Zunächst fanden in der Hainstraße und später in der Carlstraße (heute Büttnerstrasse) bei Gästen in der Wohnung Gottesdienste statt.

1895  konnte die kleine Schar in der Mittelstraße 18 im dritten Hinterhof in der dritten Etage ihr erstes Kirchenlokal mieten. Ein Theologe namens Wiesel nahm auch das Zeugnis der Apostellehre an. Er wurde der erste Priester und Vorsteher, der die Gemeinde Leipzig betreute. Die damaligen Geschwister waren nicht nur in Leipzig aktiv sondern luden auch in anderen Orten Gäste zu Hausandachten ein. Dadurch wurden auch in Halle, Schkeuditz und  Dresden Gemeinden gegründet, die von den Leipziger Amtsbrüdern regelmäßig bedient wurden.

1897  wurde der Vorsteher Priester Wiesel durch den Stammapostel Krebs als Gemeindeevangelist  ausgesondert und nach Schweden verabschiedet um dort das Werk des Herrn aufzubauen. Die Vorsteheraufgaben wurden von Priester Lehmann übernommen bis Ende des gleichen Jahres mit dieser Aufgabe der damalige Bezirksälteste C.A. Brückner betraut wurde.

1898  konnte die erste Sängergruppe gebildet werden. Sie zählte am  Anfang  acht bis zehn Sänger.

1899  war der Versammlungsraum in der Mittelstraße zu klein geworden. In der Hospitalstraße 14 wurde eine ehemalige Tischlerei gemietet und für gottesdienstliche Zwecke hergerichtet. Groß war die Freude über das erste gestiftete Harmonium, welches nun fortan für die Begleitung des Gemeindegesanges diente.

1902  am 14.November bediente der Stammapostel Krebs in Begleitung des späteren Stammapostel Niehaus erneut die Gemeinde.

1903  wurde ein größerer Versammlungsraum am Johannisplatz 3 gemietet.

1905  übernahm der Bischof Werner bis in das Jahr 1921 die Leitung der Gemeinde.

1908  Ab diesem Jahr befand  sich der Verlag aller neuapostolischen Gemeinden in Leipzig. Hier wurde unter anderem auch das Wochenblatt "Neuapostolische Rundschau" verlegt. Die Gemeinde nahm an Seelen ständig zu und es wurde erwogen eine eigene Kirche zu bauen und die Gemeinde sowie den Verlag darin unterzubringen.

Die Jahre nach 1912

1911  im Frühjahr begann auf dem erworbenen Grundstück Sigismundstraße 5 der Bau der Leipziger Hauptkirche.

1912  hat Stammapostel Niehaus das Haus am 9. Juni in einem feierlichen Gottesdienst geweiht. Als Textwort dieses Festgottesdienstes diente das Wort aus Psalm 92, 2-3 und 5-7 „Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster, des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen. Denn, HERR, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken und ich rühme die Taten deiner Hände. HERR, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief. Ein Törichter glaubt das nicht, und ein Narr begreift es nicht.

In den ersten Jahren beherbergte das Haus auch den Verlag und die Druckerei, bis diese nach Frankfurt am Main verlegt wurden.

1921  hat Stammapostel Niehaus am 17. April aufgrund immer größer werdender Differenzen in der Lehrauffassung Apostel Brückner und weitere hohe sächsische Amtsträger aller Ämter enthoben und sie aus der Neuapostolischen Gemeinde ausgeschlossen. Sie gründeten am 5. Mai die Reformiert-apostolische Gemeinden. Der zu beklagende Riss ging durch die Gemeinden und sehr oft auch durch die Familien. Kurzzeitig nahm der damalige Bezirksälteste und spätere Apostel Stiegler die Vorsteheraufgabe wahr bis diese am 20.Februar der Gemeindeevangelist Krause bis zum 1. Oktober 1929 übernommen hat.

1922  ordinierte Stammapostel Niehaus am 30. April den Bischof Friedrich Stiegler aus Leipzig zum Apostel und betraute ihn mit der Leitung des „Apostelbezirkes Leipzig", wie er fortan genannt wurde. Gleichzeitig wurde ihm der Bereich Thüringen anvertraut. Beide Bereiche konnte er nur 5 Jahre leiten, denn er ging überraschend am 11. September 1927 nach seinem letzten Gottesdienst in der Gemeinde Leipzig-Mitte heim.

1927  am 15. September führte der Stammapostel Niehaus in Anwesenheit vieler Apostel und einer großen Anzahl Brüder und Geschwister die Trauerfeier durch. Am gleichen Tage fand abends ein Stammapostelgottesdienst statt. In diesem wurde der bisherige Bischof Landgraf als Apostel berufen und als Nachfolger für den heimgegangen Apostel Stiegler eingesetzt.

1929  am 1. Oktober wurde Bezirksältester Köcher aus Erfurt kommend in sein Amt und als Vorsteher von Leipzig-Mitte eingesetzt.

1930  am 23. September hielt der Stammapostel Bischoff seinen ersten Gottesdienst in Leipzig-Mitte.

1933  wurde Hirte Berger am 24. September in das Bezirksältestenamt und als Vorsteher der Gemeinde Leipzig-Mitte gesetzt. Am gleichen Tage wurde auch der Bischof Rockstroh als Apostel eingesetzt um dem Bezirksapostel Landgraf eine Stütze zu sein. Apostel Landgraf verzog am 2I. November nach Frankfurt/ Main, um die Leitung des dortigen Apostelbezirks zusätzlich zu übernehmen

In den Jahren 1927 - 1934 gingen allein in der Stadt Leipzig fünf weitere Gemeinden aus der Gemeinde Leipzig-Mitte hervor.

Kriegs- und Nachkriegsjahre 1939 bis 1950

Die Leipziger Hauptkirche hatte im 2. Weltkrieg mehrmals schwere Bombenschäden erlitten.

1943  schlug am 4. Dezember ein Blindgänger ein. Er zerstörte das gesamte Dach sowie alle Fenster und Türen. Noch im gleichen Monat konnten die Schäden instandgesetzt werden.

1944  kurz nach dem ersten Treffer wurde das Gebäude wiederum von einer Bombe am 14. Januar beschädigt. Auch diese angerichteten Schäden konnten wieder beseitigt werden.

1945  erfolgte der schwerste Treffer der Kirche. Am 27. Februar erfolgte ein Einschlag im Ostgiebel, welcher den gesamten Ostteil der Kirche und leider auch die Orgel der Gebrüder Link aus Giengen an der Brenz zerstörte. Der Große Saal konnte fortan nicht mehr genutzt werden.

1949  fand nach dem Wiederaufbau der Kirche unter Leitung des Architekten Gustav Wadewitz der erste Gottesdienst wieder statt. Im Folgenden begann der Einbau der Seitenemporen, eines neuen Altars sowie neuer Beleuchtungskörper. Am 6. März wurde Hirte Milde mit der Vorsteheraufgabe für die Gemeinde betraut.

1950  erfolgte am 5. März die Weihe der wieder hergestellten Kirche und neu errichteten Jehmlich-Orgel (Dresden). Als Textwort diente Haggai 2,9 "Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth."

Die Zeit bis zur politischen Wende 1950 bis 1990

1953  nachdem Bezirksälteste Berger das Rentenalter erreicht hatte wurde er an 6. September in den Ruhestand versetzt. Von diesem Zeitpunkt an wirkte der Bezirksälteste Schönleiter als Bezirksvorsteher und zeitweise (bis 1954) als Gemeindevorsteher, bis auch er am 7. November 1965 zusammen mit dem Bischof Ernst zur Ruhe gesetzt wurde.

1954  erhält am 25. April der Evangelist Nestler das Gemeindeältestenamt und wurde mit der Aufgabe des Gemeindevorstehers beauftragt.

1957  wurde am 11. Dezember durch Apostel Wicht Hirte Poege als Vorsteher für die Gemeinde Leipzig-Mitte eingesetzt. In dieser Aufgabe diente er bis zum 11. April 1971. Nach der Zurruhesetzung des Bezirksältesten Schönleiter empfing 1965 der mittlerweile das Bezirksevangelistenamt tragende Hans-Jochen Poege das Bezirksältestenamt und stand dem Bezirk Leipzig vor.

1962  am Anfang des Jahres erhielt Bezirksapostel Rockstroh wieder eine Hilfe. Nach dem Heimgang des Apostels Wicht im September 1959 war er  im Apostelbezirk Leipzig allein tätig gewesen. Stammapostel Schmidt hatte 1962 den Apostel Kortüm, der bisher im Apostelbezirk Berlin diente, nach Leipzig versetzt. Im Sommer des gleichen Jahres zog Apostel Kortüm mit seiner Familie in eine Wohnung unserer Kirche ein.

1967  am 26. August wurde der Evangelist Wiedemann durch den Bezirksapostel Kortüm in Leipzig-Mitte als Bezirksevangelist gesetzt. Damit war für den Bezirksältesten Poege eine wertvolle Hilfe gegeben, da der Bezirksälteste gleichzeitig Vorsteher der Gemeinde Leipzig-Mitte war.

1971  wurde am 2. April Bezirksevangelist Wiedemann aus Delitzsch der Gemeinde Leipzig-Mitte als Vorsteher gegeben. Diese Beauftragung endete mit dem vom Bezirksapostel Köhler gewünschten Umzug nach Bautzen am 13. Juni 1975.

1975 empfing Evangelist Heuer am 10. Juli in der Gemeinde Taucha durch den Bezirksapostel Köhler das Hirtenamt und wurde am 13. Juli ebenfalls durch den Bezirksapostel der Gemeinde Leipzig-Mitte als Vorsteher gegeben. Noch im gleichen Jahr empfing er das Bezirksevangelistenamt.

1983  wurde Evangelist Rolf Geyer am 9. Oktober als Hirte ordiniert und als Gemeindevorsteher für die Gemeinde Leipzig-Mitte gesetzt. Diese Aufgabe nahm er bis zur seiner Zurruhesetzung am 07.02.1988 wahr. Bezirksevangelist Heuer diente fortan nun verstärkt in dem Bezirk Leipzig.

1988  am 7. Februar wurde der bisherige Evangelist und langjährige Vorsteher der Gemeinde Leipzig-Eutritzsch Eckard Schlesiger als Hirte und Gemeindevorsteher eingesetzt. In diesem Amt und Aufgabe diente er ebenfalls bis zu seiner Zurruhesetzung am 22. Februar 1998.

Nach der politischen Wende 1990

1990  begannen am 26. November mit dem Abriss der Doppelgarage und des darauf folgenden Baus des Wohnhauses für den damaligen Hausmeister Gert Koch die Sanierungsarbeiten am Kirchengrundstück.

1991  begannen im August nach Fertigstellung des Wohnhauses und Auszug des Hausmeisters aus der Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss die Umbauarbeiten.

1993  fand am 7. Februar der letzte Festgottesdienst mit Bezirksapostel Fritz Nehrkorn im noch unangetasteten Großen Saal statt. Bis zum 27. Juni wurden die Gottesdienste im Großen Saal abgehalten. Der Zutritt erfolgte dabei über eine provisorische Außentreppe da mittlerweile das gesamte Erd- und Untergeschoss im Umbau befindlich war. Der erste Gottesdienst im neuen Kleinen Saal fand am 30. Juni mit Bezirksältesten Klaus Brigmann im Beisein des Architekten Rüdiger Sudau statt. Der Kleine Saal diente nun der Gemeinde Leipzig-Mitte als Gottesdienstraum. Trotz tiefgreifender Eingriffe in das Bauwerk fiel aufgrund erheblichen Nässeeintrittes nur ein Gottesdienst aus.

1994  nach Fertigstellung aller Arbeiten fand am 25. Juni eine besondere Feierstunde mit dem Bezirksapostel Fritz Nehrkorn und dem Architekten Rüdiger Sudau statt in der die 1981 bestellte neue Jehmlich-Orgel mit 3 Manualen, Pedal sowie 35 Registern und 2.422 Pfeifen eine tragende Rolle innehatte. Nur ein Tag danach, am 26. Juni erfolgte in einem feierlichen Festgottesdienst mit Bezirksapostel Fritz Nehrkorn die Einweihung des Großen Saales und der nun fertig sanierten und umgebauten Kirche. Als Textwort diente Lukas 10,28 "Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben."

1998  mit der Zurruhesetzung von Hirten Schlesiger wurde Evangelist Wolfgang Cramer am 22.Februar zum Hirten ordiniert und mit der Vorsteheraufgabe betraut.

2007  wurde am 23. November die Gemeinde Leipzig-Eutritzsch in die Gemeinde Leipzig-Mitte eingegliedert.

2009 wurde am 2. August Hirte Cramer zur Ruhe gesetzt und Priester Gerd Barleben als Hirte ordiniert und als Gemeindevorsteher beauftragt. Ihm zur Seite wurden als Gemeindeleitung die Evangelisten Gerd Koch und Matthias Kortüm gestellt.

2012 fand vom 10. bis 13. Mai die Jubiläumstage anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Kirche statt. Eingleitet mit einem Abendgottesdienst am Mittwoch, einem Orgeltag mit Führungen und einem abschließenden Orgelkonzert am Donnerstag, am Freitag einem Gemeindeabend für die Kinder bis zu den Senioren, einem Tag der offenen Tür am Sonnabend und dem Festgottesdienst mit den Aposteln Bimberg und Wosnitzka am Sonntag in dem auch der langjährige Bezirksevangelist und zeitweise Vorsteher Horst Heuer und seine Frau Ruth den Segen zu Ihrer Dimanatenen Hochzeit empfingen. Zahlreiche Gäste und viel ehemalige Gemeindemitglieder besuchten in diesen Festtagen die Kirche und wohnten den Veranstaltungen bei.

Heute

Heute zählt die Gemeinde um die 750 Mitglieder wovon ca. die Hälfte aktiv ist.

Es sind derzeit 35 Amtsträger davon 1 Hirte, 2 Gemeindeevangelisten, 14 Priester und 16 Diakone ehrenamtlich in der Seelsorge tätig.

Viele Geschwister bringen sich im Chor, dem Orchester, in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Kirchenreinigung und Pflege des Grundstückes, der Betreuung der Technik und Öffentlichkeitsarbeit ein. Aber auch die aktive Nächstenliebe wird von den aktiven Gemeindemitgliedern praktiziert. So haben einige Geschwister die Zeichensprache für Gehörlose erlernt und sind in der Gehörlosenseelsorge aktiv eingebunden.